Die Ausstellung unter dem Titel „Disruptive Structures“ versammelt Arbeiten, die anhand von aktuellen oder historischen Ereignissen oder Personen Verhandlungen und Auseinandersetzungen von Macht auf politischer und gesellschaftlicher Ebene thematisieren. Dabei untersuchen sie den Einfluss dieser Ereignisse oder Personen auf das Heute und reagieren mittels verschiedener Medien wie Fotografie, Installation, Malerei oder KI.
Alle Künstlerinnen setzen sich mit der Schnittstelle von Geschichte, aktueller Politik, Reflexion und Erinnerung auseinander, um dominante Erzählungen in Frage zu stellen, marginalisierte Stimmen zu stärken und zu einem kritischen Dialog über Machtdynamiken anzuregen. Dabei nehmen die Künstlerinnen die Rolle von Reflexion und Erinnerung, die individuelle wie auch kollektive Identitäten formen, in den Blick. Ihre Forschung befasst sich mit verschiedenen Ansätzen des Erinnerns und zeigt auf, wie sich historische Erzählungen mit aktuellen Ereignissen und persönlichen Erfahrungen überschneiden. Gleichzeitig zeigen sie in offengelegten Strukturen und verwendeten Medien immer auch ein utopisches Potential, das einlädt, Machtstrukturen auch als Herausforderung zur Veränderung zu begreifen.
Die Künstlerin Sharon Paz bricht in ihrer Installation die Macht linearen Denkens auf, indem sie dem Publikum in der Auseinandersetzung um die Frauenfiguren Rosa Luxemburgs und Clara Zetkins eine Collage verschiedener Narrative übergibt, in deren Erzählstrang sie interaktiv und entscheidend eingreifen können. Damit wird möglich, Deutungslogiken politischer Ereignisse oder Figuren und deren kulturelle Aneignung zu hinterfragen.
sharonpaz.com
Luise Schröder erforscht die Idee von Barrikaden und die Macht des Widerstands als eine Methode von Kollektiven in Vergangenheit und Gegenwart, feste Machtstrukturen aufzubrechen und zu verändern. Darüber hinaus befasst sich Luise Schröder, ausgehend von Fotografien und Dokumenten aus dem Archiv der DDR-Opposition und dem Spinnboden Lesbenarchiv, insbesondere mit der nichtstaatlichen Frauen:- und Lesben:bewegung der 1980/90er-Jahre in der DDR und untersucht ihre Praktiken des Widerstands.
luiseschroeder.org
Christina Werner visualisiert Machtstrukturen anhand historischer emanzipatorischer Bewegungen und verdeutlicht, welche Strategien der Subversion, der Vergemeinschaftung und des Widerstandes in (restriktiven) Gesellschaften entstanden, um Strukturen zu umgehen und kritisch wie auch kreativ umzunutzen. In ihrer Foto-Performance-Video-Serie verbindet sie das Bewegungsrepertoire der Arbeiter:innenchöre der 1920er Jahre mit aktuellen Protestbewegungen und holt damit den gesellschaftlichen Veränderungswillen dieser Zeit ins kollektive Gedächtnis zurück.
christinawerner.com
Anna Scherbyna dagegen verarbeitet in ihren Malereien und Zeichnungen das eigene Erleben des Ukrainekrieges als geflüchtete Künstlerin. Die Arbeiten spiegeln persönlich Unterbewusstes, Traum- und Traumatisches als fragmentarisches Bild. Wenngleich ihre Arbeiten einen sehr subjektiven Innenblick zulassen, sind sie doch als kollektives Bewusstsein lesbar, bei dem Machtstrukturen, Abhängigkeiten und Gewalt persönliche Wahrnehmungsmuster beeinflussen und verändern.
scherbynaanna.com