Geben. Annehmen. Erwidern. Die Ausstellung Take me, tiger nimmt das 10jährige Jubiläum des D21 Kunstraum zum Anlass, die Ambivalenzen des Schenkens und Teilens und die durch sie erzeugten sozialen Beziehungen neu in den Blick zu nehmen. Besonders im Fokus stehen dabei das Objekt der Gabe, das die sozialen Beziehungen erzeugt. Geben ist riskant: Es verlangt Vertrauen. Wird das Geschenk angenommen? Wird etwas zurückgegeben? Schließlich verschenkt man auch immer einen Teil seines Selbst – dieses bleibt mit der Gabe verbunden. So verstrickt die Gabe die Nehmenden in ein Verhältnis zu den Gebenden. Doch im Gegensatz zur Ware und zu den neueren Entwicklungen einer digitalen Tauschwirtschaft, die alle Aspekte des Lebens in potentielles Kapital verwandelt, ist die Gabe gleichzeitig obligatorisch und frei, sowohl eigennützig und uneigennützig. Durch sie entsteht eine soziale Ordnung, die sich durch wechselseitige Verschuldung ausdrückt. In Abgrenzung zum utilitaristischen Individualismus wird hier der Mensch als solidarisches Wesen entworfen. In einigen indianischen Kulturen dient das rituelle Schenken, der Potlatch, dem Herstellen von sozialer Ordnung. Es ist ein agonistischer Kampf darum, wer fähig ist, mehr zu geben – ein ständiger Tausch von Menschen, Dingen, Höflichkeiten. Statt das Ideal eines interesselosen, reinen Austauschprozesses hinzunehmen, spürt die Ausstellung Widersprüche, Zwänge und Verpflichtungen auf, die mit dem Akt des Schenkens einhergehen. Take me, Tiger bündelt vor diesem Hintergrund sechs internationale, zeitgenössische Positionen, die sich diesen Zusammenhängen performativ nähern.
Eröffnung  08. Sep 2016, 19 Uhr
Ausstellungsdauer  8.9. – 2.10.16
- Veranstaltung 
- → Kulturen des Schenkens, 2.10.16
- → The tricky gift – teilen statt besitzen?, 10.9.16
Künstler:innen  Iván Argote, Catalina Bauer, Annina Frehner, Thomas Locher, Shahryar Nashat, Markus Zimmermann
Kuratiert durch  Lena Brüggemann