Die Abteilung Handlungspotential ist ein Gedankenmodell, das Fragen nach gerechteren Formen eines zukünftigen Zusammenlebens verhandelt und aus queerer Perspektive heraus nach notwendigen und möglichen Komponenten für ein gemeinwohlorientiertes Agieren sucht. Wie können bestehende Lebensmodelle erweitert oder neu gedacht werden? Welche Werte und Handlungsweisen spielen dabei eine Rolle? Bei der Erkundung nach möglichen Antworten, lädt die Künstler:in Franziska Goralski als Vertreter:in der Abteilung Handlungspotential dazu ein, partizipativ neue Räume zu erforschen.
Als Handlungspotential wird das Potential verstanden, durch das eine Handlung möglich wird und stattfinden kann. Vor dieser stehen zunächst Gedanken und erst durch Impulse tritt die Handlung in Gang. Handlungspotential ist der affektive Raum kurz vor dem Eintritt in die Handlung selbst.
Im Fokus des Interesses der Abteilung Handlungspotential steht die Gestaltung und Entwicklung einer Lernumgebung und Praktiken basierend auf Notationen von Queer Commoning. Ein Vorschlag zu verlernen, abzulegen und gleichzeitig zu erlernen und zu praktizieren.
Commoning bezeichnet die kollektive und bedürfnisorientierte Erhaltung, Produktion, Kultivierung oder Nutzung naturgegebener Ressourcen wie Luft, Wasser oder Land aber auch kulturelle Ressourcen wie Wissen, Zeit oder programmierte Codes. Die Abteilung Handlungspotential erweitert den Commons-Diskurs um queere Perspektiven. Mit der Untersuchung um Queer Commoning befragt die Abteilung damit die strukturellen Verhältnisse unserer Gesellschaft und Umwelt und der sogenannten Norm.
Die temporäre Außenstelle der Abteilung Handlungspotential im D21-Kunstraum Leipzig steht offen für Aus‑, Ein- und Umtausch. Kommen Sie vorbei und tauchen Sie in die Denkfiguren ein! Vielleicht kommt es so zu einer Ausnahme in den Zuständen — oder sogar einem Ausnahmezustand.
Die von Franziska Goralski (FG) 2016 gegründete Abteilung Handlungspotential lässt mithilfe prozessorientierter und sozial engagierter künstlerischer Praktiken medienübergreifende Werke und partizipative Settings entstehen. Goralskis transdisziplinäre Arbeiten sind forschungsbasiert und konzeptgesteuert. Inhaltlich erforschen sie verschiedene Gedankenmodelle und hinterfragen normative Kategorien und Machtstrukturen. Gemeinsam mit Anna Erdmann arbeitet Franziska Goralski als die Blaue Distanz. In der künstlerischen Zusammenarbeit des Duos werden queere Lebensweisen, (digital-)feministische Perspektiven, die Frage nach hierarchiearmen Räumen und Sichtbarkeit unterrepräsentierter Entscheidungen in den Fokus gerückt.
Goralski lebt und arbeitet derzeit in Dresden und Amsterdam. 2017 schloss FG mit Diplom in Bildender Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Dresden ab und absolvierte 2020 ein Masterstudium am Sandberg Institut in Amsterdam im Rahmen des temporären Programms The Commoners’ Society.
*Beverly Glenn-Copeland