10.11. – 18.12.22

pose fatigue

Ausstellung

Eröffnung  10. November 2022, 19 Uhr

Ausstellungsdauer  10.11. – 18.12.22

Künstler:innen  Anike Joyce Sadiq, Laurie Young

Kuratiert durch  Elisabeth Pichler

Resilienz: Ein Begriff, der mitt­ler­wei­le im Alltagsvokabular ange­kom­men ist und als Schlüsselkompetenz gilt, um Erschöpfung, Vulnerabilität, Fragilität und Prekarität aus eige­ner Kraft ent­ge­gen­zu­tre­ten. Aber was, wenn das nicht gelingt – der Ausnahme- zum Dauerzustand wird?

Darüber tre­ten die Künstlerin Anike Joyce Sadiq und die Choreografin und Performerin Laurie Young im D21 Kunstraum in Austausch. Im Zentrum der Ausstellung ste­hen die „embra­ce­ments“, wel­che skulp­tu­ra­ler Abdruck als auch Ausdruck des Erschöpfungszustandes sind. Diese ver­han­deln nicht nur das dis­rup­ti­ve Potential von Erschöpfung, son­dern auch die Möglichkeiten der Neuorientierung und Begegnung, die sich aus die­sem Zustand her­aus erge­ben können.

Was pas­siert, wenn der Zustand der Erschöpfung nicht abge­wen­det und über­wun­den, son­dern genau­er betrach­tet und aner­kannt wird? Lassen sich mit Intuition und Improvisation Kategorien wie Dysfunktionalität infra­ge stel­len und Normalität anders den­ken? Wie wür­de eine Hommage an die müden Körper aus­se­hen? Bei der Suche nach einer Antwort auf die­se Fragen betrach­ten Sadiq und Young die sozia­le, psy­cho­lo­gi­sche und phy­si­sche Verfasstheit des erschöpf­ten Körpers – und laden die Betrachter:innen ein, das Verhältnis von Erstarren, Stillstand und Innehalten neu auszuloten.

Teil der Ausstellung ist außer­dem Sadiqs Arbeit „Visited by a Tiger“, in der die Künstlerin das Bild ihrer eige­nen Faust zum Ausgangspunkt nimmt, um die Rolle des Selbst als Teil des poli­ti­schen Kampfes gegen Unterdrückung neu zu den­ken. In ihrer künstlerischen Praxis the­ma­ti­siert Sadiq die pre­kä­re Grenze zwi­schen dem Selbst und den Anderen sowie zwi­schen Subjekt und Gesellschaft. Wie kann ein Bewusstsein für die struk­tu­rel­le Gemeinsamkeit indi­vi­du­el­ler Erfahrung geschaf­fen und dar­aus eine über­in­di­vi­du­el­le, kol­lek­ti­ve Stärke ent­wi­ckelt werden?

Anknüpfend dar­an wird der D21 Kunstraum wäh­rend des Ausstellungszeitraums zum Ort und Adressat des pro­zess­ba­sier­ten Austauschs „in prac­ti­ce“: Gemeinsam mit der Künstlerin leo und der Wissenschaftlerin, Autorin, Filmemacherin und Künstlerin Melody Howse set­zen Sadiq und Young ihre trans­dis­zi­pli­nä­ren Auseinandersetzungen mit kolo­nia­lem Erbe und sys­te­mi­scher Gewalt fort. So eröff­net “pose fati­gue” nicht zuletzt einen Erfahrungsraum, in dem die Idee des auto­no­men Kunstwerks und die eines objek­ti­ven Standpunkts infra­ge gestellt werden.

Ausnahme_Zustände