Vergleichen wir die Geschichte der Naturwissenschaften mit jener der Kunst, so kann behauptet werden, dass diese Sparten der Erforschung des Lebens ursprünglich eins waren. Mit der Zeit scheint jedoch eine raumgreifende Separierung beider Weltanschauungen geschehen zu sein. Dabei hatte die Verbindung von Wunderkammern weltgewandter Fürsten, den späteren Naturkundemuseen, und künstlerischer Präsenz seit ihren Anfängen wechselseitig befruchtend gewirkt ‒ als Orte, in denen Künstlerinnen und Künstler in den Prozess der Naturerforschung einbezogen waren.
Vor diesem Hintergrund haben das Museum für Naturkunde Leipzig und der D21 Kunstraum die beiden Künstler:innen Erik Weiser und Theresa Zwerschke aus Leipzig eingeladen, sich mit der Sammlung des Naturkundemuseums auseinanderzusetzen. Erik Weiser hat sich mit den verschiedenen Fischarten beschäftigt und sie mithilfe kurioser Materialien neu erstehen lassen. Seine Arbeiten wurden vom 21. Juli bis zum 3. September 2021 gezeigt.
Theresa Zwerschke dagegen nimmt die besonderen Eigenschaften der Nachtkerze zum Ausgangspunkt, ihre Formen und ihr Verhalten künstlerisch umzusetzen. Sie interessiert sich für die Herbarien des Naturkundemuseums. In einer künstlerischen Recherche sucht sie nach der Materialisierung des darin gespeicherten botanischen Wissens und dessen Verbindung zu einer kolonialen Vergangenheit. Ausgehend von Fragen nach der Zusammenstellung der Sammlung und den Kontexten der Pflanzenfunde sucht sie nach Möglichkeiten der Aufbereitung und Sichtbarmachung des gesammelten Wissens, die eine naturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Herbarium durch andere Narrative erweitern. Ihre Installation wird vom 7. bis zum 30. September 2021 im Vermittlungsraum des Naturkundemuseums zu sehen sein.