24.6. – 25.6.16

Symposium: Grünau 40 – Von hier aus betrachtet

Symposium

Foto: Julia Debus

Zehn

Künstler:innen  David Crowley, Stefan Rettich, Folke Köbberling, Sigrun Kabisch, Patrick Primavesi, Wolfgang Kil, Thomas Hoscislawski, Ines Weizman, Juliana Pantzer, Simone Hain, Annie Fourcaut, Dieter Hassenpflug

Zeit  10.00 – 20.00

Kuratiert durch  Juliane Richter, Hannah Sieben

Aus dem Geist der Moderne sind mit­tels der Konstruktionsmethode Plattenbau welt­weit gro­ße Wohnsiedlungen ent­stan­den. Wie lässt sich die Ästhetik seri­el­ler Fertigung beschrei­ben und wel­che Auswirkungen hat sie auf das Wohnen? Gibt es eine „Ethik“ des Plattenbaus und lebt in ihm auch heu­te noch die Utopie von der Gleichheit aller Menschen?

Themen:

1. Verortung. Auseinandersetzung mit Grünau aus aktu­el­ler und his­to­ri­scher Perspektive

2. Ästhetik der Platte. Typus und Ornament, Form und Vision, Auswirkung auf Wohnen und Wahrnehmung

3. Globale Perspektive. Großwohnsiedlungen und Plattenbau international

4. Blick in die Gegenwart und Zukunft. Aufwertung, Abwertung, Bewertung, Verwertung, Verdrängung

5. Architektur, Kunst und Stadtentwicklung

Ausgangspunkt der Diskussion ist der kon­kre­te Ort Grünau. Sowohl Planung und Aufbau der Siedlung als auch die heu­ti­ge Lebensrealität der Bewohner_innen ste­hen im Fokus ers­ter Annäherungen. Auf die­ser Basis folgt eine Auseinandersetzung mit der Ästhetik seri­el­ler Fertigung. Ein wei­te­res Panel schaut auf ande­re Länder, wobei die Grands Ensembles in Frankreich und Siedlungen in China im Vordergrund ste­hen. Können uns die­se Siedlungen Antworten dar­auf geben, wie die Wohnungsfrage für eine wach­sen­de Anzahl von Menschen zu lösen ist und ob das Experiment geplan­ter Urbanität gelin­gen kann?

Insbesondere die gro­ßen „Wohnmaschinen“ wur­den in der Vergangenheit als inhu­man geschmäht, rücken jedoch inzwi­schen wie­der in den Fokus jün­ge­rer Generationen. In der Platte zu woh­nen ist heu­te wie­der eine legi­ti­me Option. Dies eröff­net neue Perspektiven auf zukünf­ti­ges Wohnen und den Umgang mit Großwohnsiedlungen. Gleichzeitig ent­de­cken aber auch Investoren auch den Plattenbau zur Verwirklichung neo­li­be­ra­ler Interessen. Was bedeu­tet das für die Bewohner_innen des Viertels? Sind bald auch Großwohnsiedlungen Austragungsorte von „Gentrifizierungskämpfen“?

Touren ent­lang der im Rahmen des Festivals RASTER : BETON ent­stan­de­nen Kunstwerke bil­den den Auftakt am 24. Juni – eine ganz prak­ti­sche und direk­te Möglichkeit, über die Aneignung des Ortes und des­sen Reflexion mit den Mitteln der Kunst zu dis­ku­tie­ren. Können durch künst­le­ri­sche Interventionen mono­funk­tio­na­le Plätze belebt und ver­än­dert wer­den? Wie kann Beteiligung ange­regt und ein ande­rer Blick auf das Wohnumfeld akti­viert wer­den? Und wie ist es um die Nachhaltigkeit von der­lei Projekten bestellt? Hier ist auch der Moment, selbst­kri­tisch zu fra­gen, wel­che Rolle Kunst und Künstler_innen im Immobilien-Bewertungskarussell spie­len, wenn sie sich Stadtteilen wid­men, die bis­her kaum im Fokus der öffent­li­chen Wahrnehmung standen.

Das Symposium ist inter­dis­zi­pli­när ange­legt und bringt Architekt_innen und Stadtplaner_innen, Künstler_innen und Bewohner_innen des Stadtteils an einem zen­tra­len Veranstaltungsort in Grünau zusammen.

Programm

24. Jun: Schwerpunkt Kunst vor Ort

ab 11 Uhr
Touren in Grünau
mit den Künstler_innen der Residenzen

16 bis 17 Uhr
Die Künstler_innengespräch – Podiumsdiskussion
mit den anwe­sen­den Künstler_innen, Moderation: Patrick Primavesi (Professor für Theaterwissenschaft, Institut für Theaterwissenschaften Leipzig)
Ort: Völkerfreundschaft, Stuttgarter Allee 9, Grünau

19 Uhr
„Wie Häuser altern auch Stadtteile…“ – Die Normalisierung der Moderne
Wolfgang Kil, Publizist und Architekturkritiker, Berlin
Ort: Völkerfreundschaft, Grünau

25. Jun: Vorträge
Ort: Völkerfreundschaft, Grünau

Verortung – Grünau aus aktu­el­ler und his­to­ri­scher Perspektive

10 Uhr
Geplantes und Gebautes – Was ist das Besondere an Grünau?
Thomas Hoscislawski, Stadtplanungsamt Leipzig

10.30 Uhr
Phantom Urbanism. Leipzig-Grünau in den 2000ern
Ines Weizman, Professorin für Architekturtheorie, Bauhaus-Universität Weimar

11 Uhr
Weiterbauen in Grünau
Juliana Pantzer, Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, Gebietsverantwortliche Grünau

11.30 bis 12 Uhr: Diskussion

Typus und Ornament – Wirkung und Wahrnehmung von Plattenbauten

12 bis 12.30 Uhr
Genormte Platten, genorm­tes Wohnen? Die Ästhetik seri­el­ler Fertigung und das uto­pi­sche Potential der Platte (mit Diskussion danach)
Simone Hain, Univ.-Professorin für Stadt und Baugeschichte, Universität Graz

Der Geist der Moderne – Großwohnsiedlungen und Plattenbauten als inter­na­tio­na­les Phänomen

14.00 Uhr
Le Monde des Grands Ensembles – Life and death of french big housing estates
Annie Fourcaut, Professorin am Zentrum für Sozialgeschichte des 20. Jh., L’Université Paris 1 Panthéon Sorbonne

14.30 Uhr
Megacities – Neue Siedlungen in chi­ne­si­schen Metropolen
Dieter Hassenpflug, Soziologe, Professor, Bauhaus-Universität Weimar

15 bis 15.30 Uhr: Diskussion

Aufwertung, Abwertung, Verwertung – Wem gehört die Platte?

16 Uhr
Wohnen im Portfolio – Großwohnsiedlungen und Immobilienspekulation
Stefan Rettich, Professor für Städtebau, Universität Kassel/ KARO* architekten

16.30 Uhr
Art, Emotion and Activism in the Post-Socialist Cityscape in Eastern Europe
David Crowley, Curator, Professor for Critical Writing, Royal College of Art, London

17 bis 17.30 Uhr: Diskussion

18 Uhr
Podiumsdiskussion
Kunst und Stadtentwicklung – Mögliches, Unmögliches
mit: Stefan Rettich, Folke Köbberling, Sigrun Kabisch (Professorin am Zentrum für Umweltforschung Leipzig)

Moderation: Andreas Höll, Kunst- und Architekturkritiker

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