Im Seminar von Ilmira Bolotyan soll der Begriff „Familie“ und die Art, wie er heute verstanden wird, mit Teilnehmern aus drei Generationen spielerisch diskutiert werden. Die Künstlerin unterstützt die Teilnehmer dabei, den Aufbau ihrer eigenen Familie unter Aspekten wirtschaftlicher und sozialer Beziehungen sowie Rollenverteilung zu analysieren und beschreibt verschiedene Familientypen der modernen Gesellschaft. Bolotyan betrachtet die Familie als eine Form von Selbstmanagement: Ordnung schaffende Alltagstechniken sind hier ebenso Teil des Prozesses wie Mechanismen gegenseitiger Unterstützung, Hierarchien und deren Ausdruck zum Beispiel durch besondere, nur in der Familie verwendete Namen (naming). Im Seminar dürfen die Teilnehmer einen bewussteren und kritischen Blick auf die verborgenen Funktionsmechanismen ihrer eigenen Familie entwickeln und sich fernab von romantischen und utopischen Vorstellungen vielmehr praxisbezogenen Fragen des Familienlebens zuwenden – zum Beispiel der heiklen Frage nach der Wertigkeit von Hausarbeit.
Im Verlauf des Seminars erstellt jeder Teilnehmer sein eigenes Zine (von engl. „magazine“: ein mit einfachen Mitteln angefertigtes Heft). Darin dechiffriert er Begriffe, die für das Selbstmanagement der Familie von Bedeutung sind: ganz persönlich für sich und seine Familie – sei sie existent oder für die Zukunft geplant. Diejenigen Zines, die die Teilnehmer öffentlich zu zeigen bereit sind, werden Teil der Ausstellung.
Die drei Seminare richten sich an drei Teilnehmergenerationen: 10–14 Jahre (Seminar am 9. Juni), 25–45 Jahre (Seminar am 7. Juli) und 55 Jahre oder älter (Seminar am 25. August).